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Auf der Suche nach dem Numinosen...

Kunst ermöglicht Unaussprechliches -  Wesentliches -  auszudrücken.

Dabei bleibt das Kunstwerk selbst stets nur der Finger, der auf das große Geheimnis hinzeigt - diese Wirklichkeit, die mit Augen nicht zu sehen ist, - das Lied, das in allen beseelten und unbeseelten Dingen unaufhörlich klingt. Diese mannigfaltigen Fingerzeige sind wahrlich üppigst in und um uns gesät, und es braucht nur einen Augenblick der Aufmerksamkeit, um berührt zu werden.

Das Arbeiten mit dem Material Stein - Marmor aus dem Kärntner Krastal und Sandstein aus dem burgenländischen Römersteinbruch - macht  demütig. Ist es nicht das Erkanntwerden-Wollende selbst, was alles daran setzt, um sich aus dem Zuviel an Material rundherum herauszuschälen? Was vermag da schon eine Hand - oder eine Flex - im Angesicht dieses stillen Wartenden, welches schon seit Ewigkeiten da ist und wartet, wartet, wartet. Manchmal Jahrtausende lang.

Im Künstler, im Betrachter, im Dazwischen und Darüber, links und rechts und mittendrin ist es dann vielleicht das unaufhörliche Staunen, das um sich greift, ob dieser zarten Präsenz des Numinosen, das still wartet in allem und jedem - gerade aber im leeren Raum der Poesie, im stummen Singen der Bilder, im lautlosen Klang der heiligsten Musik, da gibt es kein Halten mehr und man findet sich augenblicklich wieder -  im ewigen Zuhause.

In Dankbarkeit für die unerschöpfliche schöpferische Wirklichkeit in jeder/jedem von uns, ob mit den Sinnen wahrnehmbares Gewand gebend oder im Schlafe schlummernder Fingerzeig -  der vielen Widrigkeiten trotzend, persönlichen Unsicherheiten, Selbstzweifel und Kritik lachend ins Auge blickend und sich eingestehend: alles ist schon da, alles ist schon erlöst und ES wartet, wartet, wartet auf den Kuss des Erwachens in die tiefste Schönheit, die in allem wohnt. Danke.

Aus dem Stundenbuch: Das Buch vom mönchischen Leben (1899) Rainer Maria Rilke
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht,
dann geht er schweigend mit ihm
aus der Nacht.
Aber die Worte, eh jeder beginnt,
diese wolkigen Worte, sind:
Von deinen Sinnen hinausgesandt,
geh bis an deiner Sehnsucht Rand;
gib mir Gewand.
Hinter den Dingen wachse als Brand,
dass ihre Schatten, ausgespannt,
immer mich ganz bedecken.
Lass dir Alles geschehen: Schönheit und Schrecken.
Man muss nur gehen: Kein Gefühl ist das fernste.
Lass dich von mir nicht trennen.
Nah ist das Land, das sie das Leben nennen.
Du wirst es erkennen an seinem Ernste.
Gib mir die Hand.